Ich sach ma so


Längst frage ich mich nicht mehr: „Was hat Rostock, was hat Tübingen, was ‚WIR‘ nicht haben?“ Bei uns fragt der OB (aus Ulm) in Stuttgart an, weshalb seine Stadt nicht gleich behandelt wird wie Neu-Ulm. In der bayerischen Kommune (60.000 Einwohner, aktuell 59 Infizierte) darf bei der Landkreis-Inzidenz von 33,7 ohne Anmeldung eingekauft werden. Ulm hätte, so argumentiert Czisch, ähnlich gute Zahlen, wenn eine Großbaustelle rausgerechnet würde.

Wenn das stimmt – dürfen / müssen die Menschen auf der Baustelle weiterarbeiten? Sind die in Quarantäne? Warum muss bei so einem begrenzten Cluster die Stadt lahmgelegt werden?

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Sollten wir ein Flugzeug leasen, um da drinnen zu spielen?

Ich sach ma so: Ein solcher Brief an Kretschmann bewirkt, fürchte ich, dass der bayerische Ministerpräsident, Stufenplan der Bundesregierung hin oder her, die Zügel auch für „seinen“ Landkreis anzieht. Also bleiben Theater geschlossen, ist Sport in Gruppen draußen weiter untersagt. So wird das nie was.

Einer Studie der TU Berlin zufolge ist die Ansteckungsgefahr in Theatern am geringsten von allen Begegnungsstätten: r-Wert 0,5. Gefolgt von den längst geöffneten Friseur-Salons (0,6). Während des Theaterbetriebs zwischen den beiden lockdowns habe ich mit sicher gefühlt. Die höchste Ansteckungsgefahr in dem einen Jahr Pandemie bestand für mich bei einer Busfahrt zu einem Pflicht-Kontrolltermin an die Uni, als drei Fahrkartenkontrolleure in meiner unmittelbarsten Nähe versuchten, einen Schwarzfahrer dingfest zu machen.

Statt die Lage differenziert zu betrachten und einfallsreich nach Auswegen aus dem ganzen Schlamassel zu suchen, wird weiterhin das einfachste Mittel „allgemeiner shutdown“ angewandt, so dass eine Zeitung ihren Bericht über dessen Folgen meinte mit der – aus meiner Sicht hämischen – Zeile  übertiteln zu müssen: „Zu früh gefreut“.

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