Nachgelegt


Stellungnahme 03. Juni 2022
Sollten die oben im Artikel dokumentierten Erwägungen der Klausur des Stadtrates Neu-Ulm tatsächlich umgesetzt werden, wäre das ein Schlag ins Kontor, der ernste Folgen hätte.

Eine Kürzung gegenüber der Fördergelder von vor zwei Jahren um 20 Prozent – das liegt für jedermann auf der Hand – kann nicht verkraftet werden; schließlich lag der Zuschuss-Betrag vor dieser Kürzung exakt bei dem, was das in Konkurs gegangene Vorgänger-Theater vor rund 30 Jahren an kommunaler Unterstützung einplanen durfte. Und als nach diesem „Aus“ für die Vorgängerbühne im Stadtrat überlegt wurde, wie es weitergehen sollte mit dem Theater in Neu-Ulm, sagte der damalige Kulturbürgermeister Bitterolf, man könne „mit diesen Zuschüssen überhaupt kein Theater machen“. Das jetzige Ensemble hat dem zum Trotz zwei Jahre mit null Zuschuss gearbeitet und dann ein paar Jahre mit ausgesprochen geringen Geldern, um ungefähr nach zehn Jahren bei der (nun wieder um 20 Prozent gekürzten) Größenordnung anzukommen, die Bitterolf als keineswegs ausreichend bezeichnet hatte. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man erklären, wie immens in diesen 30 Jahren die Kosten aller Art gestiegen sind.

Schon immer war das Korsett mehr als eng. Aber immer wieder ging die Diskussion im Stadtrat darum, ob man nicht einsparen könnte. Wir hatten vor zehn Jahren, als die Spekulation um die Spielstätte „Konzertsaal“, in die wir 300.000 Euro investiert hatten, mit dem Rausschmiss des Theaters und dem Sieg eines Spekulanten endete, einerseits wieder einen sechsstelligen Betrag aufgebracht und damit (ohne nennenswerte Hilfe von außen / durch die Stadt) in die neue Spielstätte eingerichtet. Andererseits ist die Zahl der von uns im Laufe der Jahre geforderten Konzeptionen und Planungsvorstellungen so zahlreich gewesen wie folgenlos geblieben. Wenn man das jetzt aus aktuellem Anlass wieder nachliest, bleibt einem die Spucke weg.

Insofern ist äußerst fraglich, wie viel Lust und Kraft noch aufgebracht wird im Kampf gegen die Windmühlen.

Schließlich gipfelt alles in die schon 2014 von uns aufgezeigte, also mittlerweile acht Jahre alte und / aber hier noch einmal mal zur Kenntnis gegebene Alternative
(wobei, wie gesagt, vom Theater genügend Anläufe für Gespräche genommen
wurden, die ohne Resonanz geblieben sind.)

Ausführlich schrieben wir damals schon und wiederholen das gerne nochmals:

Nachdem die Signale alle auf die Option weisen „Neu-Ulm braucht langfristig
ein Theater“, erlaubt sich die Theaterleitung, im Vorgriff auf weitere
Gespräche erste Gedanken zu liefern.

Festzuhalten ist:

Das Theater Neu-Ulm hat seit 1997 in Neu-Ulm einen regelmäßigen Spielbetrieb gewährleistet, der pro Spielzeit immer mehr als hundert Vorstellungen aufwies. Es wurden pro Spielzeit immer mindestens vier Neu-Inszenierungen von Werken der dramatischen oder musikalischen Literatur geboten. Pro Spielzeit waren durchschnittlich ein Dutzend Profi-Schauspieler(innen) und / oder Sänger(innen) engagiert. Bemerkenswert: Die Arbeit des Theater Neu-Ulm hat zu keinem Zeitpunkt Anlass gegeben zu
künstlerischen oder wirtschaftlichen Beanstandungen. Umso erstaunlicher, als in einem Kraftakt von nur vier Monaten nach dem Abriss der alten Spielstätte ein neues Theater eröffnet werden konnte.

Wir behaupten:
1. Das sucht seinesgleichen in der Theaterlandschaft.
2. Diese Fakten müssten allseitiges Vertrauen in Können und Engagement der Macher rechtfertigen.

Mit der Theaterleiterin Claudia Riese ist auf mittelfristige Sicht (fünf bis zehn Jahre) personelle Kontinuität gesichert.

Die Revision der Auflagen für private Theater in Bayern á la Theater Neu-Ulm bringt ab 2016 eine gewisse Entspannung insofern, als nur noch zwei Neu-Inszenierungen von „Werken der dramatischen Literatur“ pro Spielzeit verlangt werden.

Damit ist ohne Verzicht auf die Subvention des Freistaates Spielraum gegeben
– für die erfolgreichen Eigenproduktionen des Theater-Duos „Riese & Ko“
– für Sonderprojekte wie „Der 9. November“ und Ähnliches
– für Gastspiele (womöglich in Kooperation mit dem Kulturamt)
– für Kooperationen mit Partnern, die Bereitschaft bereits signalisiert haben

Da können kreative Potentiale ausgespielt werden, die bislang wegen der Dauerbelastung brach liegen, die aber ein Alleinstellungsmerkmal darstellen könnten.

Dieses Alleinstellungsmerkmal erachten wir für absolut unverzichtbar angesichts der riesigen Konkurrenz seitens des allgemein verbreiteten Unterhaltungsbetriebs und dessen überbordenden Angebots. Der Leitung des Theater Neu-Ulm schwebt vor, sich selbst auf der Bühne etwas rarer zu machen. Das ist aus Selbstschutz (zum Vermeiden des „Ausglühens“) nach diesen vielen Jahren längst notwendig.

Man kann nicht ständig produzieren, ohne auch schöpferische Pausen nutzen zu können, um sich neu zu orientieren und innovativ zu positionieren. Andererseits ist es zwingend geboten, mit dazu engagierten Schauspielerinnen und Schauspielern ganz andere Möglichkeiten auszuloten und auszureizen. Mit der Erhöhung der Subventionen um 40.000 Euro in 2016 könnte ein Anfang in vielerlei Hinsicht gemacht werden. Obwohl es nicht leicht ist, aus dem Stand konzeptionell total neu zu starten, wird mit diesem Geld doch sehr klar zu zeigen sein, wohin die Reise eines „Theater in Neu-Ulm“ gehen könnte.

Ende des Zitats von vor acht Jahren.

Mit dem erhöhten Zuschuss hatten wir dann tatsächlich die angestrebte Personalie realisiert, mussten dann aber mit der Pandemie und angesichts der Kürzungen die Kollegin zum März 2020 wieder entlassen.

Aus dieser Stellungnahme resultiert der hier folgende Bericht (am 10. Juni 2022 in der Neu-Ulmer Zeitung abgedruckt).

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