Jetzt haltet mal kurz die Luft an


Zum 30. Geburtstag des Theater Neu-Ulm (am 01. April): Da ist einiges, was man sich auf der Zunge zergehen lassen muss.

Vor 30 Jahren, nach dem Konkurs Vorgänger-Bühne hieß es, wir, die Newcomer sollten jetzt mal zwei Jahre lang zeigen, was wir Neues machen. So lange werde der bisherige Zuschuss (damals 280.000 D-Mark) „auf Eis“ gelegt.

Haben wir gemacht. Eine feste Spielstätte eingerichtet (45.000 D-Mark) und dann zwei Jahre ohne Zuschüsse bespielt. Danach dann doch bezuschusst – allerdings nicht annähernd mit dem „auf Eis“ liegenden Betrag.

Im Laufe von 15 Jahren hatten wir in die alte Spielstätte 300.000 Euro investiert. Mit dem Abriss des „Konzertsaal“ war das Geld einfach futsch. Konnten wir in den Wind schreiben.

Vor zwölf Jahren haben wir also die neue Spielstätte eingerichtet. Der Kostenvoranschlag für den Umbau belief sich auf gut 300.000 Euro. Durch Einsatz von Lebensversicherung und massive Eigenleistungen deckelten wir die Geschichte; aber 200.000 Euro stecken doch drin. Von der Kaufsumme, die wir jetzt abzahlen, nicht zu reden.

In all‘ den Jahren haben wir pro Jahr mindestens 100 Vorstellungen gespielt. Wir haben pro Spielzeit mindestens vier Werke der dramatischen Literatur neu einstudiert.

Dann wurden es allmählich 100.000 Euro.

Außerdem haben wir noch besondere Produktionen geliefert, die Unikate sind.

Ideen massenweise. PocketKlassiker-Festival (sie Fotos oben), Chaos-Lesen, Theater-Sport, Lobby-Card-Idee verankert, fast 30 Stücke aus eigener Feder, Literatur-Theater („Novecento“, Dostojewskis „Enthüllungen aus dem Kellerloch“, „Russischer Abend“, Programm zum „Welttag der Poesie“, „Der 9. November“, „Erinnerung: Bücherverbrennung vor 70 Jahren“ und und und).

Wer sich etwas auskennt, muss konstatieren: Das alles ist nichts weniger als sensationell.

Und wenn jetzt gesagt wird, es sei doch bislang auch „so“ gegangen und meint, es könne doch auch „so“ weitergehen, dem zeigen wir mindestens die „Gelbe Karte“. Der (oder auch die) sollte einfach mal kurz die Luft anhalten.

Wenn man den materiellen Gewinn betrachtet, der für die Macher des Theater Neu-Ulm rausgesprungen ist, ist es denkbar wenig. Sie arbeiten für weit weniger als Mindestlohn. Als städtische Angestellte würden sie das knapp Dreifache kosten. Jeder von beiden!

Aber da halten sie es mit dem berühmten Kollegen, der im Hinblick auf seine Arbeit als Chef des Berliner „Schlosspark Theater“ sagt:

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