Einmal Kulturbanause – immer Kulturbanause? Und weshalb, bitteschön?


Die community eingefleischter Theater-Gängerinnen und -Gänger ist relativ klein. So manche(r), den man auf einen Besuch anspricht, sagt „Ich bin ein Kulturbanause.“ Die meisten meinen das ironisch. Tatsächlich waren sie zum Beispiel noch nie in einem Theater – weil die Vorurteile relativ festgezogen sind: Warum gehen aber Menschen doch ins Theater? Weil sie das was erleben (was man sonst so nicht erlebt). Hoch gestochen ausgedrückt, könnte man sagen: Es gibt doch nichts Tröstlicheres als: sich Menschen auf der Bühne anzuschauen und sich in aller Unzulänglichkeit gespiegelt zu sehen. Das Theater Neu-Ulm hat solchen Trost auf Lager – in nächster Zeit in drei höchst unterschiedlichen Stücken.

Am letzten Wochenende wurde zum ersten Male eine Performance geboten mit dem schönen Titel

„Hach, bin ich wieder ein Schelm“.

Das Ensemble von „Hach, bin ich wieder ein Schelm“ mit (von links): Salvo La Ferrera, Maren Kern (vocals), Claudia Riese (Regie), Heinz Koch („Heinz Erhardt“).

Das war einer von vielen Sprüchen des Heinz Erhardt der den Jüngeren nur noch als blödelnder TV-Star bekannt ist. Tatsächlich aber ist er der Erfinder der stand-up-Comedy. Was viele Bühnen-KünstlerInnen heutzutage selbstverständlich tun, hat der Top-Humorist der Wirtschaftswunder-Ära in den 50er und 60er Jahren vorgemacht.

Dabei war er sowas von schüchtern. Er hat sogar Brillen auf der Arbeit getragen, durch er sooo genau das Publikum gar nicht sehen konnte – oder musste, wie er selbst sagte.

Heinz Erhardt ist immer wieder für eine Entdeckung gut. Das Theater Neu-Ulm möchte nicht kopieren (das geht nicht), aber an ihn erinnern, ihn auch mit einer weitgehend unbekannten Seite vorstellen, aber vor allem das Publikum herzlich über seine schöne Kunst hintersinniger Blödelei lachen, ihn selbst zu Wort („Noch’n Gedicht“) kommen lassen.

Heinz Koch, der den Erhardt performt, wird unterstützt von der großartigen Maren Kern, die dem hiesigen Theaterpublikum zuletzt bekannt wurde als „Audrey“ in „Der kleine Horrorladen“, aber ansonsten auch an den großen Bühnen in Wien, München, Hamburg und anderswo auftritt, wo ihre Stimme gefragt ist. In der „Kleine Komödie“ am Neu-Ulmer Petrusplatz präsentiert sie sich bestens aufgelegt mit zur Wirtschaftswunderzeit passenden Songs. Ich liebe das“, schwärmt sie.

Das Programm läuft dann den ganzen Mai und im Juli open air im idyllischen „Refugium im Finninger Ried“. Dort, bei Blumen Weimar, wo das Theater Neu-Ulm in den beiden vorausgegangenen Jahren schon viel Publikum begeistern konnte, wird neben den „Schelm“-Abenden auf vielfachen Publikumswunsch auch der Knüller

Busenfreundinnen“

geboten, in dem zwei der Publikumslieblinge der Salzburger Theaterszene zu erleben sind:, Gaby Schall und Judith Brandstätter (siehe Foto oben).

Letztere ist zusammen mit Jurek Milewski am kommenden Wochenende (erstmals wieder Freitag, 21. April) zu bewundern in „Der Lawinen-Auslöser oder:Ein verkorkster Hochzeitstag“

DAS Programm hatte ja erst jüngst, vor Ostern, Premiere im Neu-Ulmer Theater. Zum Inhalt: Judith hat sich sorgfältig vorbereitet. Schließlich ist heute Hochzeitstag. Da will sie, ganz femme fatale, ihren Mann, einen hochrangigen Politiker, nach allen Regeln der Verführungskunst überraschen.

Das entwickelt sich fatal – sehr zum Vergügen des Publikums.

Publikumsstimmen um „Schelm“-Programm

Publikumsstimmen zum „Lawinen-Auslöser“

Publikumsstimmen zu Busenfreundinnen“

Da muss man doch kein Kulturbanause bleiben!

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