40 Jahre open air – 40 Jahre Nervenkitzel


Unglaubliche 40 Jahre machen Claudia Riese und Heinz Koch jetzt schon open-air-Theater in Ulm und Neu-Ulm. Seit 40 Jahren suchen sie sich mit dem Wettergott gut zu stellen. 40 Jahre der Nervenkitzel: Hält das Wetter oder nicht. 40 Jahre Ausschau halten wie die Auguren im alten Rom: „Fliegen die Schwalben hoch oder fliegen sie tief“. X mal die Bühne fertig aufgebaut – dann fängt’s doch an zu regnen.

Bühnenaufbau 2020 im Refugium zu „Bis dass Dein Tod uns scheidet“.

Was damals mit der Produktion „Die schönsten Liebesszenen der Weltliteratur“ als „kultureller Notdienst“ begann, weil ansonsten in der Zweilandstadt bezüglich Kunst und Kultur eine Art alles verschlingendes (Schwarzes) Sommerloch zu beklagen war, das muss nun im Jahr 2023 mit überbordendem Angebot konkurrieren. „Riese & Ko“ waren in den erwähnten „schönsten Liebesszenen“ die kratzbürstige Katharina und der Chauvi Petruchio in Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ (siehe Foto unter diesem Abschnitt), heuer spielt in einer Sommertheater-Serie im Wechsel mit dem Comical „Busenfreundinnen“ Heinz Koch unter der Regie von Claudia Riese im „Heinz-Erhardt-Abend“ den Kult-Humoristen der Wirtschaftswunderzeit.  

Die kratzbürstige Katharina (Claudia Riese) und der Macho Petruchio (Heinz Koch) in „Der Widerspenstigen Zähmung.

In diesen 40 Jahren gab es viele Spielorte, angefangen vom „Grünen Hof“ am Ulmer Donau-Ufer über den Innenhof des Neu-Ulmer Museums (Foto unterhalb dieses Abschnitts) und den Brauereihof im Wiblinger Barockkloster bis hin zu Locations wie den Wirtsgarten bei der Tiroler Speckstube in Holzheim – um ein paar zu nennen.

Innenhof des Edwin-Scharff-Museums (Neu-Ulm)

Die angebotenen Programm in den vier Jahrzehnten hätten unterschiedlicher nicht sein können: Waren es anfänglich Stücke wie „Der kleine Prinz“, „Harold und Maude“ oder „Biedermann und die Brandstifter“ (siehe die Rezension unterhalb dieses Abschnitts), in denen „Riese & Ko“ als Mitglieder eines Ulmer Zimmertheater-Ensembles mitwirkten, so griffen sie in den Jahren nach Gründung ihrer eigenen Bühne ein wenig nach den Sternen. Es begann in Wiblingen mit einer großen Inszenierung des klassischen „Faust“, ging dann weiter mit „Mozarts Reise nach Prag. Bastian und Bastienne“ (siehe erstes Foto unter der Rezension zu „Biedermann …“) und der Eigenproduktion „Kitsch. Ein Sommernachtstraum“ (siehe zweites Foto unter diesem Abschnitt).

Foto aus dem Freilicht-Spiel „Mozart auf der Reise nach Prag. Bastian und Bastienne“ mit Heinz Koch (Mozart) und Claudia Riese (als Mozarts Frau Konstanze).
Schlussbild aus der Szenenfolge „Kitsch. Ein Sommernachtstraum“ – Zeus (Heinz Koch), Lysistrata (Claudia Riese) und „Volk“.

Auch nachdem sie den nach ihrer Ansicht bestens für Freilicht-Theater geeigneten Innenhof des Edwin-Scharff-Museums entdeckt hatten, wurde der etliche Jahre nacheinander eifrig bespielt, zum Beispiel mit der Komödie „Winterrose“ oder auch mit der Eigenproduktion „Heurige & Spätlese“ und mit dem „Loriot-Abend“. Neuerdings hat das Neu-Ulmer Theatermacher-Duo das „Refugium im Finninger Ried“ für seine open air-Aktivitäten entdeckt: Auf einen Aufruf in Facebook hin („Wer kann eine Location für Freilicht-Theater anbieten?“) hatte sich Bernhard Weimar (Blumen Weimar) gemeldet und sein wundervoll-idyllisches Areal offeriert. Eine tolle Offerte. DIE Gelegenheit wurde sofort beim Schopf gefasst.

Die Bühne zu „Winterrose“ im Innenhof des Edwin-Scharff-Museums.

Da genießt nun bereits den dritten Sommer ein schon vom Ort begeistertes Publikum die einmalige Atmosphäre. Die erste Produktion war „Bis dass Dein Tod uns scheidet“, im vergangenen Jahr stand „Die Vorzimmerdamen“ auf dem Programm. Und in der laufenden Spielzeit, im Juli 2023 sind es – wie erwähnt – die „Busenfreundinnen“ und das Heinz-Erhardt-Programm „Hach, bin ich wieder ein Schelm.

Impressionen aus dem Refugium im Finninger Ried (Blumen Weimar)

Zu den „Busenfreundinnen“:
EINE Busenfreundin hat doch jede. Und so finden sich Frauen in dieser Komödie voll „ertappt“.

In diesem  (irr)witzigen Comical haben Jeanine (gespielt von Gaby Schall) und Bernadette (Judith Brandstätter), zwei Freundinnen im besten Alter, viel gemeinsam, aber auch höchst unterschiedliche Wünsche ans Leben. Der einen geht ihre Freiheit über alles; die andere hingegen wünscht sich nichts sehnlicher als, Ehefrau zu sein und Kinder zu haben.
Diese Gegensätze ziehen an, jedoch schwirren natürlich jede Menge Männer verschiedenster Couleur drumherum: Paul, der Blinzler, und Manfred, der Dichter. Und Boris. Und der Audi-Heini. Und Andy. Und ein Bulle. Und der Bibelforscher und und und.
Die Busenfreundschaft wird schwer attackiert. Geht sie baden – bei so viel Mann drumrum? Oder gilt: „So schön kann doch kein Mann sein“

Zum „Heinz Erhardt“,

bei dem die Sängerin Maren Kern und der Akkordeonist Salvo La Ferrera mitwirken, lässt man am besten das Publikum sprechen. Zwei Beispiele aus dem blog Publikumsstimmen:

„Maren Kristin Kern und Salvo La Ferrera ergänzten den Abend musikalisch sehens-, vor allem aber ganz beson-ders hörenswert. Der eine Heinz hätte sicher den Eindruck gewonnen, in dem anderen Heinz einen Zwilling (wenn auch keinen eineiigen) auf der Bühne zu sehen und zu hören. Ganz große Klasse! Alle haben es verdient, dass noch viele Zuschauer sich diesen Abend gönnen. DANKE und nach Charles Dickens: ‚„’Nichts in der Welt wirkt so ansteckend wie Lachen und gute Laune.‘ “

und:
„Wir haben unseren 23. Hochzeitstag in Ihrem Theater gefeiert und den Heinz-Erhardt-Abend sehr genossen. Wir haben uns köstlich amüsiert und auch gestaunt, wie aktuell diese Texte aus den 60er Jahren noch heute sind (z.B. in Bezug auf Europa). Sehr gut dazu passten auch die Einlagen von Morgenstern und Ringelnatz.
Besondere Freude hat uns der Akkordeonist Salvatore La Ferrera bereitet, wie einfühlsam er die Sängerin begleitete, mit welcher Leichtigkeit er die Läufe spielte und seine Glissandi im Nichts verschwinden ließ. Wir sind selber Akkordeonisten und können das gut beurteilen. Petra und Markus vom Akkordeon Orchester Fulda“


Alle Vorstellungen beginnen um 20 Uhr.
Das Publikum wird gebeten, Sitzgelegenheiten (Klappstühle, Campingsessel o. Ä.) mizubringen und:  daran zu denken, dass es im Verlauf der Vorstellung kühler werden könnte.
Bei widrigem Wetter wird ins Theater Neu-Ulm ausgewichen.
Die Karten kosten einheitlich 25 Euro, Bestellungen über Telefon 0731 55 34 12 oder über die auf der website des Theaters angebotenen Möglichkeiten

Es stehen noch folgende Termine aus:

Freitag, 28. Juli, 20 Uhr „Hach, bin ich wieder ein Schelm. Ein Heinz-Erhardt-Abend“ mit Heinz Koch, Maren Kern und Salvo La Ferrera

Samstag, 29. Juli, 20 Uhr „Hach, bin ich wieder ein Schelm. Ein Heinz-Erhardt-Abend“ mit Heinz Koch, Maren Kern und Salvo La Ferrera

Theater Neu-Ulm

Theaterleitung: Claudia Riese
Künstl. Betriebsbüro: Heinz Koch

Spielstätte: Theaterplatz (Hermann-Köhl-Straße 3)

Postadresse: Friedenstraße 14

89231 Neu-Ulm

http://theater-neu-ulm.de 

kontakt@theater-neu-ulm.de   Tel: 0731 55 34 12

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