„Eh ich’s vergesse…“ Memoiren eines Nobody (Fragment 13)


Das Ich und die Vielen. Individuum und Kollektiv. Die andauernden Antagonisten. Was wollte ich damals in der FDP? Und dann später in der SPD? Klar wirken die Parteien an der politischen Willensbildung mit. Aber was ist mit dem Willen des Mitglieds? Wirkt der noch in der Partei? Was soll ich heute, 2021, darüber denken? Was mich anfixt, sowas zu überlegen? Die Lektüre dieses Buches:

Was die vier einflussreichsten Philosophinnen des 20. Jahrhunderts zu sagen hatten, in dunkelster Zeit, hat auch uns gut 90 Jahre später in scheinbar heller Zeit Entscheidendes zu sagen. Einerseits zum aktuellen Politik-Schlamassel allenthalben, andererseits zur weltweit (und auch bei „uns“!) misslichen Lage der Künste. So meint Simone Weil 1933, als die Brutalität des national-sozialistischen Deutschland erst noch zu ahnen war, feststellen zu können:

Und wenn jemand meint, das sei eben doch alles fast hundert Jahre her, sei ihm entgegenzuhalten, was Ayn Rand in ihrem großen Romanwerk „The Fountainhead“ [auf Deutsch drei Mal veröffentlicht, zunächst als „Der ewige Quell(1946) dann noch zweimal als „Der Ursprung“ (2000 und zuletzt 2019) ausbreitet (in der Interpretation von Wolfram Eilenberger)].

Das Motiv dieses Romans beschreibt Wikipedia und dem Stichwort „Der ewige Quell“ so:

Der Roman beschreibt seinen Helden Howard Roark als einen Menschen, der die Motivation für seine Arbeit aus sich selbst schöpft und nicht um den Applaus anderer bemüht ist. Ihm gegenüber wird die Vielzahl der normalen Menschen als inhärent kollektivistisch dargestellt. Diese Menschen besitzen kein Selbst, sie leben im Anderen, eben aus zweiter Hand. Nicht ihr Handeln, sondern das Bild ihres Handelns in den Augen der anderen ist das, worauf es ihnen ankommt. Sie fühlen sich angesichts der Naturgewalten klein und hilflos, während schöpfende Menschen wie Roark von den Naturgewalten an die Größe des menschlichen Gestaltungswillens erinnert werden.

Solche Tendenzen – wie sie Eilenberger oben beschreibt – sind doch in den aktuell zu registrierenden Diktaturen allzu deutlich. Und auch bei uns in Europa-Deutschland sind Kräfte auf dem Wege. Die Sprache dazu wird den bekannten Vorläufern entlehnt. „Wir sind das Volk“ ist ja nur vermeintlich eine positive Formel. „IHR seid ja vielleicht ein Völkchen …“, möchte ich sagen – und mich distanzieren. Da ist ja schon viel zu viel Vereinnahme zu beobachten; Querdenken? Mitnichten. Auch noch finanziell ausgenutzt, zum Spenden animiert. Für welches Ziel?

Freiheit?

Hört mir auf. Für die Freiheit, die ich meine, setzen die sich nicht ein. Für Freiheit, die ich meine, muss niemand so schreien, Journalisten vermöbeln oder Polizisten anpöbeln.


Und unsere Politik? Leistet dem Vorschub. Selbst der Bundespräsident warnt in seiner diesjährigen Osteransprache:

„Die Pandemie hält unserem Land den Spiegel vor: der Hang zum Alles-regeln-Wollen, unsere Angst vorm Risiko, das Hin-und-Herschieben von Verantwortung.“

Das Stilllegen der Künste
(dem Hang folgend, alles regeln zu wollen und / oder aus Angst vorm Risiko und / oder aus Scheu vor der Verantwortung)

befördert langfristig die Krankheit der Seelen. Da ist auch eine keinesfalls zu vernachlässigende long-covid-Kategorie.

Das leugnen die als „second handers“ (wie Ayn Rand sie nennt) Existierenden, welche aufgrund der flächendeckend gelungenen Vernebelung dieser Vielen (der Masse) der eigenen Urteilskraft verlustig gegangen sind. Und wo bleiben, was dürfen die Schöpferischen, um dem entgegen zu wirken?

Sind sich die Verantwortlichen dessen bewusst? Nehmen sie es in Kauf. Oder sind sie irgnorant.

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